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Liebe Leserinnen und Leser,
so wie wir in unruhigen Zeiten leben, suchen wir mal mehr, mal weniger bewusst nach Zerstreuung, die durchaus auch anspruchsvoller ausfallen darf. Ich habe ja schon das eine oder andere Mal erwähnt, womit ich mich wunderbar beschäftigen kann: nämlich mit meiner Sammlung historischer Radios.
Die vergleichsweise mächtigen Gehäuse mit den glühenden Röllchen und den hohen Spannungen im Inneren, der von diesen Gehäusen gebildete Resonanzkörper, welcher diesen warmen Klang vermittelt, und natürlich die Erinnerung an die jungen Tage, an eine Zeit, in der man unbeschwert von den Sorgen des Alltags seinen Interessen nachgehen konnte. All das leistet einen Beitrag zur Zerstreuung, zu den kleinen selig machenden Momenten.
Gerade vor ein paar Wochen hatte ich wieder das Glück, in den Besitz eines zwar technisch etwas angeschlagenen, aber durchaus hörenswerten Radios aus deutscher Produktion zu kommen; also etwas ganz anderes als die fernöstlichen Plastikkisten aus damaliger Zeit. Und es wurde praktisch gleich um die Ecke, nämlich in Bremen-Hemelingen bei der Firma Nordmende gebaut.
Jetzt mag man mir ja unterstellen, dass ich ein wenig zu sehr die Vergangenheit romantisiere, doch haben nicht die meisten von uns angenehme Gedanken an längst vergangene Augenblicke? Vielleicht an Weihnachten bei den Großeltern, wenn Weihnachtslieder aus dem alten Radio klangen, der Tannenbaum so freundlich im Schein der Kerzen leuchtete und alles in einer gewissen feierlichen Erwartung war?
Mit der Zeit legt sich bei vielen Menschen nämlich so eine Art Weichzeichner über die Vergangenheit, also so ähnlich wie in einer Bildbearbeitung, wenn Falten verringert werden. Das sind, Psychologen wissen das natürlich, sogenannte Überschreibungen, die wie auf einer Festplatte stattfinden, wenn die eigentlichen Erinnerungen entweder ganz oder teilweise überdeckt werden. Man sieht sie dann als eigene Erinnerungen, aber sie haben sich vielleicht vermischt mit den Erinnerungen aus Erzählungen anderer Menschen. In der Geschichtswiedergabe führt das zur sogenannten »Oral History«, wenn Historie eben aus Erinnerung und nicht schriftlich übermittelt wird.
Was mich beim Rückblick fasziniert, sind beispielsweise die Bezeichnungen der Geräte aus jener längst vergangenen Bremer Rundfunkgerätefabrik. Darunter finden sich so klingende Namen wie Othello, Parsifal, Arabella, Tannhäuser oder Fidelio, durch die Bank also Entlehnungen aus Schauspiel, Oper und Operette. In beinahe jedem Haushalt standen die klingenden Kisten der verschiedenen Hersteller und bei unseren Großeltern natürlich auch, dort übrigens von Nordmende und Grundig. Wenn Sie heute deren Namen auf Geräten sehen, handelt es sich um sogenannte Markenlizenzen, doch die alten Fabriken bzw. Hersteller existieren schon lange nicht mehr.
Seinerzeit hatte man manchmal das Glück, während des Wartens auf die Bescherung Hörfunksendungen mitzubekommen, die Weihnachtsgrüße über Kurzwelle weit in die Welt, auf hohe See hinaustrugen zu den Menschen, die gerade nicht bei ihrer Familie sein konnten, weil sie irgendwo auf dem Ozean herumschipperten. Manche Grüße waren dabei so liebevoll, dass es einem einen wohligen Schauer über den Rücken trieb – sogar als eigentlich noch kleiner Junge.
Solche Sendungen gibt es heute noch. Sie kommen aus der Seemannsmission Duckdalben in Hamburg und begannen einst vor über 70 Jahren am Heiligen Abend 1953 bei Norddeich Radio. Trotz Mobilfunk, Smartphone und Internet ist diese Radiosendung immer noch der schönste Gruß zu Weihnachten aus der Heimat. Oftmals kommt auch von den Schiffen etwas zurück, aufgrund der Entfernung aber manchmal per Morsezeichen.
Auch so etwas sind Momente des Glücks, aber bestimmt nicht ganz kleine, sondern für viele so bedeutend wie die ganze Welt.
Jetzt sind wir wieder in der Jahreszeit, die hoffentlich für viele Menschen diese kleinen oder größeren Glücksmomente bereithält, sei es durch kleine Aufmerksamkeiten oder einfach durch den Umgang mit netten Mitmenschen. Und die nehmen wir doch gern in unsere weihnachtlichen Gedanken auf.
Doch nun wollen wir noch ein wenig in den Dezember schauen.
Natürlich finden wieder etliche kleinere Weihnachtsmärkte in den Gemeinden rund um Bevensen und Ebstorf statt. Während ich dies schreibe, läuft so langsam der entsprechende Input bei mir auf.
Das Atelier B12 verabschiedet sich nach fast vier Jahren; auch darüber lesen Sie in dieser Ausgabe.
Wie immer in der Vorweihnachtszeit gibt es auch die interessanten Vorlesestunden im Kurhaus, zu denen bekannte Bad Bevenser Persönlichkeiten ihre Lieblingsgeschichten rund um das Fest präsentieren. Dieses Mal allerdings immer nur an den Advents-Samstagen.
Eine große Silvesterparty wird es im Kurhaus geben, Näheres dazu finden Sie im Innenteil.
Der Kulturverein präsentiert mit »Moving Shadows« ein Christmas-Special mit einem Schattentheater, welches alles »in den Schatten« stellt.
Und fröhlich wird es natürlich auch, denn Alfons kommt wieder nach Bad Bevensen und präsentiert uns die Sicht auf seine Welt – eine typisch alfonsische Mélange.
Eine ganz besondere Veranstaltung ist sicher »Deine Stadt singt«, ein Mitsingkonzert mit Sören Schröder, welches bereits viele Menschen ins Kurhaus lockte.
Wir sagen »Danke« für Ihre Treue als Leser. Genießen Sie die Festtage im Kreise von Familie und Freunden und kommen Sie gut ins neue Jahr!
Ihr
Jürgen Schliekau, Herausgeber
Falls Sie Fragen an mich haben, erreichen Sie mich montags bis samstags in der Zeit von 9 bis 10 Uhr unter der Telefonnummer 0151 50 74 55 01.